Seegrasdämmung – Dämmstoff aus dem Meer
Seegrasdämmung ist ein zu 100% natürlicher Dämmstoff, der aus abgestorbenen und angespülten Seegraspflanzen gewonnen wird. Im Mittelmeerraum wird das Seegras in Form von sogenannten “Neptunbällen” angespült. Diese Bälle werden händisch vor Ort eingesammelt, gesäubert und per Container nach Deutschland in das Lager der Firma “Neptutherm” transportiert.
Hier wird das Seegras dann nur noch getrocknet, zerkleinert und in entsprechende Transportsäcke verpackt bevor es zu den jeweiligen Baustellen ausgeliefert wird.
Mein Video zum Artikel
Seegras zur Dämmung der Geschossdecke
Seegras ist ausschließlich als Schüttung erhältlich und kann in der Form recht vielfältig verwendet werden. Wird es z.B. für die Dämmung der obersten Geschossdecke verwendet, kann es einfach in die Balkenlage eingebracht oder auch eingeblasen werden.
Auch für die Zwischensparrendämmung kann Seegras gestopft oder eingeblasen werden. Weitere Verwendungsmöglichkeiten sind noch die Dämmung von Innenwänden sowie Fassadendämmung (z.B. als Kerndämmung oder hinter eine Vorhangfassade).
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen Seegras zu einem recht flexiblen Dämmstoff.
Seegrasdämmung Eigenschaften
Seegras hat als Dämmstoff tatsächlich recht gute Eigenschaften, die vor allem bei einer Altbausanierung ziemlich interessant sind.
Die Wärmeleitfähigkeit liegt im guten Mittelfeld, dafür ist aber die Wärmespeicherkapazität absolute Spitzenklasse.
Das Material ist diffusionsoffen und hat gleichzeitig die Fähigkeit, bis zum fünffachen des Eigengewichts an Wasserdampf aufzunehmen. Das Material ist als “B2 – normal entflammbar” eingestuft was für organische Dämmmaterialien OK ist. Durch den natürlichen Salzgehalt im Seegras benötigte es für den Brandschutz keine zusätzliche Behandlung – es bleibt also jederzeit 100% ökologisch.
Gleichzeitig sorgt das Salz und der quasi nicht vorhandene Eiweißanteil dafür, dass Seegras für heimische Nagetiere, Insekten und Schädlinge vollkommen unattraktiv ist.
Die Schallschutzeigenschaften sind ebenfalls sehr gut was Seegras sogar für den Einsatz als Schallschutzdämmung geeignet macht.
Datenblatt: Seegrasdämmung
Wärmeleitfähigkeit(Lambda): 0,039-0,046W/m*K
Wärmespeicherkapazität (c): 2.600 J/K*kg
Dampfdiffusionszahl (u): 1-2 (gut)
Rohdichte (p): 65-75 kg/m³ (Einbaudichte)
Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)
Seegrasdämmung: Entsorgung & Recycling
Seegras als Zwischensparrendämmung
Es mag vielleicht zuerst etwas seltsam klingen aber Seegras “muss” im Normalfall eigentlich nicht entsorgt werden. Das Material hat praktisch keine “Lebensspanne” da keines der auftretenden Einflüsse (z.B. Feuchtigkeit) die Lebensspanne in irgendeiner Form negativ beeinflussen können. Da Seegras zudem verrottungssicher ist, kann es selbst nach 100 Jahren immer noch seinen Zweck als Dämmung einwandfrei erfüllen.
Sollte das Material einmal ausgebaut werden, so kann es trocken gelagert und ohne Probleme oder Einschränkungen für ein weiteres Bauvorhaben wiederverwendet werden.
Reste des Materials können z.B. auch an Gartenbaubetriebe abgegeben werden da Seegras (im geeigneten Verhältnis) dafür sorgen kann, dass der Boden aufgelockert, und so das Pflanzenwachstum verbessert werden kann.
Seegrasdämmung: Kosten für das Material
Auf der Kostenseite liegt Seegras eher im oberen Mittelfeld unter den natürlichen/organischen Dämmmaterialien. Verkauft wird es in der Regel Säckeweise als lose Einblasdämmung bzw. Stopfmaterial.
Neptutherm Seegras kostet rund 175,- EUR pro m³
Bei einer Einbaudichte von etwa 65kg bis 75kg und einer Dämmstärke von 10cm kostet es etwa 16,- EUR/m²
Zur Orientierung: Um auf einen U-Wert von z.B. 0,24 zu kommen, werden etwa 19cm Dämmstärke benötigt, das würde etwa 33,- EUR/m² kosten.
Einblasen von Seegras als Innendämmung
Seegrasdämmung: Vor- und Nachteile
Seegras hat als Dämmmaterial insgesamt sehr viele Vorteile, bzw. gute Eigenschaften. Zum einen besitzt es eine gute (geringe) Wärmeleitfähigkeit und gleichzeitig eine exzellente Wärmespeicherfähigkeit – das sorgt besonders im Sommer für einen sehr guten Hitzeschutz.
Das Material ist vollkommen unempfindlich gegen Feuchtigkeit und kann sogar eine ganze Menge Wasser aufnehmen/abgeben. Diese feuchteregulierende Funktion ist besonders bei diffusionsoffener Bauweise perfekt.
Gerade in alten Häusern ist es sehr wichtig, dass das Dämmmaterial unempfindlich gegen Ungeziefer und Schimmel ist. Ach hier punktet Seegras.
Besonders hervorheben muss man allerdings, dass Seegras wirklich ohne jegliche Zusatzstoffe auskommt. Alle Eigenschaften sind auf die natürliche Beschaffenheit des Materials zurückzuführen. Es werden also weder für Brandschutz, noch für Schimmel- oder Feuchteresistenz irgendwelche Stoffe oder Chemikalien hinzugefügt. Dadurch ist Seegras tatsächlich zu 100% ökologisch was fast schon ein Alleinstellungsmerkmal ist.
Der wohl größte Nachteil ist der Preis für das Material. Da Seegras nicht industriell gefertigt oder angebaut wird, ist die Rohstoffmenge, die pro Jahr an den Stränden gewonnen werden kann, begrenzt. Das Rohmaterial kann auch nicht durch einen Herstellungs- oder Veredelungsprozess “gestreckt” werden, sondern wird 1:1 als Dämmmaterial eingebaut. Dadurch ist es 100% ökologisch aber halt auch vergleichsweise teuer.
Der hohe Anschaffungspreis relativiert sich, wenn man eventuelle Entsorgungskosten mit einrechnet. Diese liegen z.B. bei Steinwolle etwa beim Dreifachen des Materialpreises. Dadurch kostet Seegras inkl. Entsorgung tatsächlich nicht sonderlich mehr als Steinwolle inkl. Entsorgung – nur dass Steinwolle eine wesentlich größere Lobby hat.
Seegrasdämmung: Hersteller/Anbieter
Es gibt leider kaum Anbieter für Seegras auf dem Markt. Einer der größten und wichtigsten Anbieter ist die Firma Neptutherm aus Karlsruhe. Neptutherm ist alleiniger Hersteller und Vertrieb von Seegras aus dem Mittelmeerraum (Neptunbälle) und bietet als einziger Anbieter ein zertifiziertes und entsprechend geprüftes Produkt für den professionellen Einsatz im Haus.
Neptutherm legt viel Wert auf die einwandfreie Ökologie ihres Produktes daher werden sogar die (Plastik)Säcke, in denen das Dämmmaterial geliefert wird, mit einem Pfand versehen damit diese vom Kunden entsprechend zurückgeliefert und erneut eingesetzt werden können.
Mehr Informationen findet ihr auch auf der Webseite von Neptutherm: https://neptugmbh.de/
Neptutherm ist Anbieter von Seegrasdämmung
Seegrasdämmung: Alternativen
Wer sich mit Seegrasdämmung nicht so richtig anfreunden kann, der kann sich auch noch mal folgende Dämmstoffe genauer anschauen:
Holzfaser
Holzfaserdämmung hat ähnliche Eigenschaften wie Seegras bezüglich der hohen Wärmespeicherfähigkeit und guten Wärmeleitfähig, ist dabei aber gut 50% günstiger. Dafür wird für die Herstellung mehr Energie benötigt und der Dämmstoff ist nicht zu 100% ökologisch.
Hier gehts zu unserem Artikel über Holzfaser
Hanf
Auch Hanf kann eine interessante Alternative zu Seegras darstellen. Es hat ebenfalls ähnliche Werte und liegt preislich unter Seegras. Je nach Einsatzgebiet bietet Hanf gute Dämmwerte bei vertretbaren kosten.
Hier gehts zu unserem Artikel über Hanf
Alternativen zu Seegrasdämmung
Seegrasdämmung: Buchtipps und interessante Lektüre
Über Seegras als Dämmstoff gibt es leider nur sehr wenig “echte” Lektüre. Es gibt aber einige gute Bücher über Dämmung von Altbauten und auch einige Bücher über Altbausanierung die zum Teil auch ökologische Dämmung betrachten.
Nebenstehend findet ihr ein paar ausgesuchte Buchtipps (es handelt sich dabei um Amazon Affiliate Links).
Solltet ihr zufällig selber ein gutes Buch zu diesem Thema kennen schreibt mir bitte damit ich es hier aufnehmen kann!
Informationen zum Artikel und Autor
Über den Autor
Moin moin zusammen! Ich bin “Der Fachwerker” und betreibe neben meinem YouTube Kanal zusätzlich auch noch diese wundervolle Webseite!
Ich kümmere mich um die Organisation und die Technik der Webseite und schreibe natürlich auch die Artikel.
Über den Artikel
Letzte Aktualisierung: 06.04.2021
Das Bildmaterial in diesem Artikel wurde uns freundlicherweise von Neptutherm zur Verfügung gestellt. Alle Rechte bleiben bei Neptutherm.
Bei den gezeigten Buchtipps handelt es sich um sogenannte “Affiliate Links” – das bedeutet, wenn ihr über diesen Link einen Einkauf tätigt, bekomme ich eine kleine Provision. Das hat für euch keine Nachteile, bedeutet für mich aber eine kleine finanzielle Unterstützung die mir beim Aufbau/Betrieb dieser Webseite hilft.