Die Gasheizung – Welche Zukunft hat das Heizen mit Gas eigentlich noch?

Wenn es um Energiepreise geht so gibt es ja seit dem Jahreswechsel 2021 / 2022 im Prinzip eine “Hiobsbotschaft” nach der nächsten. Auch der Gaspreis ist seit Jahresbeginn 2022 besorgniserregend gestiegen. Die Frage, die sich viele Leute stellen ist natürlich, wird der Preis weiter steigen oder wird sich der Gaspreis bis zur kommenden Heizperiode wieder (zumindest halbwegs) normalisiert haben?

Wir werfen heute mal einen Blick auf die Zukunft von Gasheizungen im Altbau und zeigen einige Alternativen und Handlungsempfehlungen auf. Welche sinnvollen Erweiterungen gibt es zur Gasheizung und unter welchen Umständen macht vielleicht sogar ein Wechsel zu einem anderen Energieträger Sinn?

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Wie entwickelt sich der Gaspreis aktuell?

Gaspreise Verivox

In den vergangenen Jahren war der Gaspreis im Grunde immer sehr stabil und vergleichsweise niedrig. Es gab natürlich Schwankungen, diese bewegten sich jedoch lediglich mal um +/- 0,5 Cent/kWh um die 6 Cent-Marke.

Ende 2021 sind die Preise für Erdgas jedoch sehr stark angefangen zu steigen. Gegen Ende 2021 lagen die durchschnittlichen Preise bereits bei über 9 Cent/kWh und Anfang 2022 hat sich dieser Trend fortgesetzt.

Aktuell (April 2022) sprechen wir bereits über durchschnittliche Gaspreise von 12 Cent/kWh und weitere Steigerungen sind zu erwarten. Wer heute einen Neuvertrag für Gas abschließt, muss mitunter bereits 18 bis 25 Cent/kWh bezahlen (!!)

Was trägt die CO2-Steuer bei?

Die CO2-Steuer ist ein weiteres Element, welches den Gaspreis in die Höhe treibt. Sie wurde 2021 mit einem “Einstiegspreis” von 25,- EUR pro Tonne CO2 eingeführt und über die kommenden Jahre sukzessive erhöht.

Für 2025 beträgt die CO2-Steuer dann 55,- EUR pro Tonne. Ab 2026 kann der Preis weiter auf bis zu 65,- EUR pro Tonne steigen.

In der Praxis bedeutet das für den Energieträger Gas, dass ihr pro 10.000 kWh Wärmebedarf etwa 65,- EUR Mehrkosten in 2022 und 120,- EUR Mehrkosten in 2025 zu erwarten habt.
Das Heizen eines Hauses mit einem Wärmebedarf von 30.000 kWh würde dann 2025 rund 360,- EUR pro Jahr teurer werden.

Was dann nach 2025 genau passiert, steht so gesehen noch “in den Sternen” – es ist aber nicht davon auszugehen, dass es bei den aktuellen Preisen bleiben wird, sondern dass die CO2-Steuer auch nach 2026 weiter steigen wird.

Verbrauch
kWh
Mehrkosten
2022
Mehrkosten
2025
je 1.000 6,4 12,-
10.000 65,- 119,-
15.000 98, 179,-
20.000 130,- 238,-
25.000 163 298,-
30.000 195,- 357,-

Auswirkungen der CO2-Steuer

Wie kann ich mit einfachen Maßnahmen meinen Gasverbrauch reduzieren?

Ein Blick auf die Gaspreise zeigt, wie wichtig es tatsächlich für jeden Gasheizungsbetreiber ist, Energie einzusparen. Bevor man aber gleich an die ganz großen Maßnahmen denk, kann man es zumindest mit einigen einfachen Hausmitteln versuchen.

Man sollte sich allerdings keine großen Illusionen machen. Wer aktuell beispielsweise 20.000 kWh Gas pro Jahr benötigt und durch Einsparmaßnahmen den Preissteigerungen entgegenwirken will, der müsste deinen Verbrauch um sagenhafte 35% auf etwa 13.000 kWh reduzieren. So eine Einsparung ist leider nicht bloß mit Hausmittelchen zu machen, dafür braucht es schon entsprechende Investitionen.

Hier einige einfache Maßnahmen zur Reduzierung der Heizkosten:

  1. Raumtemperatur absenken – Jedes Grad weniger bringt eine ungefähre Einsparung von 4%-6%. Wohnräume sollten sich in einem Bereich von 19°C bis maximal 20°C bewegen.
  2. Ungenutzte Räume nicht beheizen – Wer z.B. einen Kellerraum, Büro oder Bügelzimmer nur sporadisch benutzt, sollte hier die Heizung abstellen. Wichtig dabei: stets die Tür geschlossen halten! Im Bedarfsfall könnte so ein Raum z.B. mit einer Infrarotheizung kurzzeitig und kostengünstig auf Temperatur gebracht werden.
  3. Fenster abdichten – Besonders Zugluft an undichten Fenstern kostet Energie und sorgt für Unbehagen. Hier reichen oft günstige Dichtungen aus dem Baumarkt um das Problem zu beheben und die Fenster wieder dicht zu machen.
  4. Effektiv Lüften – Keine Fenster auf “Kipp” stehen lassen. Lieber 2x am Tag (bzw. nach Bedarf) Stoßlüften und ansonsten die Fenster geschlossen halten.

Was wären effektive Maßnahmen um den Gasverbrauch zu reduzieren?

Die gerade genannten “Hausmittelchen” sind auf jeden Fall ein Anfang und können in Summe durchaus für eine Kosteneinsparung von 10% bis 15% sorgen. Wer seinen Gasverbrauch jedoch wirklich signifikant und vor allem nachhaltig reduzieren möchte, der kommt um die ein oder andere Investition nicht herum.

Nachrüsten einer Solarthermieanlage

Mit einer Solarthermieanlage lässt sich warmes Wasser für die Brauchwassererwärmung und auch für das Heizungssystem erzeugen. Dadurch wird die Gasheizung signifikant entlastet und der Gasverbrauch – in Abhängigkeit der Größe der Solarthermieanlage – um 15% bis 25% gesenkt.

solarthermie

Eine “kleine” Solarthermieanlage kostet im Durchschnitt rund 4.000,- EUR, eine “große” Anlage liegt bei etwa 7.000,- EUR.

Besonders bei den hohen aktuellen Gaspreisen und der Aussicht, dass die Preise weiter steigen, macht die Investition in eine solche Anlage durchaus Sinn. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass die Solarthermieanlage auch bei einem eventuellen, zukünftigen Wechsel des Energieträgers/Wärmeerzeugers weiterhin in Betrieb bleiben kann. Eine Solarthermieanlage kann durchaus 30-40 Jahre lang zur Energiegewinnung beitragen.

Weitere Informationen findet ihr auch im entsprechenden Artikel über Solarthermieanlagen

Einbau einer Brauchwasser-Wärmepumpe

Eine Brauchwasser-Wärmepumpe erzeugt aus der Umgebungsluft/Außenluft warmes Brauchwasser. Je nach Anzahl Personen im Haus lassen sich so zwischen 2.500 kWh und 3.500 kWh Wärmeenergie von der Gasheizung einsparen.

Eine Brauchwasser-Wärmepumpe kostet je nach Größe zwischen 2.500,- und 3.500,- EUR und ist besonders dann eine sinnvolle Erweiterung, wenn man bereits eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung besitzt. In dem Fall lässt sich der eigene Solarstrom nutzen, um sehr kostengünstig das benötigte Brauchwasser zu erwärmen.

Brauchwasser-Wärmepumpen haben noch den angenehmen “Nebeneffekt, dass die kalte Luft, die ausgeblasen wird, im Sommer für die Kühlung von Räumen verwendet werden kann.

Einbau einer neuen Gas-Brennwertheizung

Besonders wenn die eigene Gasheizung bereits “in die Jahre” gekommen ist, kann es sich lohnen das Altgerät gegen eine moderne Version zu tauschen. Besonders wenn die aktuelle Gasheizung bereits mehr als 25 oder gar 30 Jahre auf dem Buckel hat, kann das Einsparpotential bei den Heizkosten durchaus bei 25% liegen.

Ein Wechsel von einer Gasheizung zu anderen Wärmeerzeugern wie z.B. Wärmepumpen ist in der Praxis – ganz besonders im Altbau – nicht immer so einfach, wie es gerne in den bunten Katalogen geschrieben steht. Meist ist ein solcher Wechsel mit sehr hohen Kosten verbunden die sich auch nur schwer wieder einsparen lassen. Dazu kommt die Ungewissheit, wie sich die Kosten anderer Energieträger in den nächsten Jahren entwickeln werden.

Ein Wechsel auf Wärmepumpe (Strom) macht absolut keinen Sinn, wenn man dafür beispielsweise 20.000,- EUR investieren muss, hinterher aber resultierend durch die hohen Stromkosten etwa gleich hohe Heizkosten pro Jahr hat. Hier muss man also ganz genau nachrechnen!

Der Austausch des Wärmeerzeugers auf eine modern Gasheizung ist mit 5.000,- bis 8.000,- EUR wesentlich günstiger und das Einsparpotential ist gut zu kalkulieren. Im Normalfall amortisiert sich diese Investition in weniger als 10 Jahren.

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Wie sinnvoll ist ein Wechsel des Energieträgers?

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Wenn wir bedenken wie teuer Gas aktuell ist und wie sich möglicherweise der Gaspreis in den nächsten 10 Jahren noch entwickeln könnte, stellt man sich oft auch die Frage, ob ein Wechsel zu einem anderen Energieträger besser jetzt als später vielleicht sinnvoller wäre. Grundsätzlich ist dies natürlich eine valide Option. Es kommt hier aber auch auf viele Gegebenheiten des eigenen Hauses an.

  • Wie hoch ist der Heizwärmebedarf bzw. der Energiestandard vom Haus?
  • Wie alt ist die aktuelle Heizungsanlage und -installation?
  • Sind bereits regenerative Energien (Photovoltaik / Solarthermie usw.) vorhanden?
  • Sind energetische Sanierungen geplant?

Wobei man tatsächlich nicht so wahnsinnig viele Auswahlmöglichkeiten hat. Wer aktuell mit Gas heizt wird wohl kaum auf eine Ölheizung umsteigen wollen. Daher bleiben im Prinzip nur noch die Pelletheizung (Energieträger: Holz) oder die Wärmepumpe (Energieträger: Strom) übrig.

Wechsel zur Pelletheizung

Der Wechsel von einer Gasheizung auf eine Pelletheizung kann durchaus kompliziert und auch teuer werden. Eine Pelletheizung ist zum einen in der Anschaffung vergleichsweise kostspielig und es wird zudem ein Platz zur Lagerung der Pellets benötigt. Dieser ist im Regelfall nicht vorhanden da die Gasheizung so etwas nicht benötigte.
Für die Pelletlagerung kann mit etwas Glück kostengünstig ein Kellerraum umfunktioniert werden. Ein z.B. externes Pelletlager mit entsprechende Fördertechnik ist hingegen eine recht komplexe und damit teure Geschichte. Alternativ kann die Pelletheizung auch von Hand befüllt werden – das spart zwar Geld, geht aber besonders bei hohen Wärmebedarfen mit entsprechenden Einbußen im Komfort einher.

Eine Pelletheizung kostet in der Anschaffung zwar vergleichsweise viel (15.000,- EUR bis durchaus 30.000,- EUR, dazu Mehrkosten durch Pelletlager und Fördertechnik) jedoch ist der Energieträger Holzpellets aktuell die günstigste Art, eine Heizung zu betreiben. Der Preis für Holzpellets ist zwar ebenfalls gestiegen, es ist jedoch keine so extreme Steigerung wie bei den fossilen Energieträgern zu erwarten.

Ein großer Vorteil der Pelletheizung gegenüber den Wärmepumpen ist, dass für den Einsatz nicht zwingend auch eine energetische Sanierung des gesamten Hauses notwendig ist. Die Pelletheizung ist ohne Probleme in der Lage, auch sehr hohe Heizbedarfe kostengünstig zu decken. Auch eine vielleicht vorhandene  Solarthermieanlage kann an der Pelletheizung ohne weiteres weiter betrieben werden.

Wechsel zur Wärmepumpe

Der Wechsel zu einer Wärmepumpe ist meistens nicht ganz so einfach möglich. Zuerst muss geprüft werden, wie effizient sich eine Wärmepumpe überhaupt für das jeweilige Haus einsetzen lässt. Besonders unsanierte oder nur teilsanierte Altbauten weisen einen zu hohen Heizwärmebedarf auf. Dieser lässt sich nur schwer und/oder ineffizient mit einer Wärmepumpe abdecken.

Es gibt mehrere Arten von Wärmepumpen, die kostengünstigsten und auch am häufigsten verbauten sind die “Luft/Wasser” Wärmepumpen. Wer hohe Heizlasten abdecken möchte, benötigt in der Regel aber eine Grundwasser oder Sole (Erdwärme) Wärmepumpe. Während die Luft/Wasser Wärmepumpe mit rund 15.000,- EUR noch relativ günstig ist, schlägt eine Grundwasser oder Sole Wärmepumpe schnell mit 25.000,-  EUR und mehr zu buche.

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Je nach Art und Leistung der Wärmepumpe kann diese für eine signifikant höhere Stromrechnung am Jahresende sorgen! Ausschlaggebend ist die so genannte “Jahresarbeitszahl” die das Verhältnis von verbrauchter (elektrischer) Energie zur erzeugten Wärmeenergie angibt. Diese sollte im Altbau stets über dem Wert 3 o liegen – je höher, desto besser. Andernfalls kann das bei den gleichzeitig steigenden Strompreisen bedeuten, dass ihr am Ende mehr für Strom ausgebt, als ihr vorher für Gas bezahlen musstet (und das trotz einer 5-stelligen Investition!!)

Ein besonderer Vorteil der Wärmepumpen liegt in der Möglichkeit, diese mit einer eigenen Photovoltaikanlage zu kombinieren. Dadurch lässt sich, in Abhängigkeit von der Leistung der Photovoltaikanlage, ein durchaus großer Teil der benötigten elektrischen Energie selber erzeugen. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch eine entsprechende Photovoltaikanlage nicht gerade günstig ist. Hier müssen zusätzliche Mehrkosten von 20.000,- bis 30.000,- EUR eingerechnet werden.

Wie sollte man sich aktuell verhalten?

Welches Verhalten meiner Meinung nach in der aktuell recht “turbulenten” Zeit sinnvoll ist – Ruhe bewahren und nichts überstürzen!
Wer bereits eine Photovoltaikanlage besitzt oder die Möglichkeiten hätte, eine zu installieren, der sollte damit schon einmal anfangen. Eine sinnvolle Ergänzung ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall eine Brauchwasser-Wärmepumpe um zumindest schon einmal Gas-unabhängig an warmes Wasser zu kommen.

Wenn die eigene Gasheizung bereits ihre besten Jahre hinter sich hat, so sollte auch ein Austausch derselbigen möglichst zeitnah erfolgen. Durch die effizientere Technik und andere Maßnahmen lassen sich so bereits viele tausend kWh pro Jahr einsparen. Wer dann noch teilweise mit anderen Energieträgern mixt (z.B. mit der Brauchwasser-Wärmepumpe oder gar einer kleinen Luft/Wasser Wärmepumpe als Hybridlösung) der kann auch eine Gasheizung mit dem daraus resultierenden, niedrigeren Verbrauch durchaus noch viele Jahre verwenden ohne gleich hohe 5-stellige Beträge ausgeben zu müssen.

Ich persönlich würde es auf jeden Fall vermeiden, in der aktuellen Situation voll auf einen anderen Energieträger zu wechseln. Im schlimmsten Fall gibt man dann 20.000,- bis 30.000,- EUR (oder Mehr) aus und steht in wenigen Jahren wieder vor den gleichen Kostenproblemen….

Gasheizung und Heizkosten: Buchtipps und interessante Lektüre

Über Heizungen und Energie gibt es einige interessante Bücher und eBooks.
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Solltet ihr zufällig selber ein gutes Buch zu diesem Thema kennen schreibt mir bitte damit ich es hier aufnehmen kann!

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Letzte Aktualisierung: 12.04.2022

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